Anzeige von Neticat

geschrieben am 03.10.2025 von Neticat, weiblich

Auch ich habe den Täter angezeigt und vor Gericht gebracht. Tatsächlich aber, habe ich die Anzeige 2x gemacht: 1996 das 1. Mal -> damals stand ich da mehr oder weniger allein vor dieser Aufgabe und habe aus Angst gekniffen, meine Aussage auf Video aufnehmen zu lassen. Der Vorgang wurde damals auf Eis gelegt. Zwar hat der Täter postalisch Bescheid bekommen und wurde polizeilich vernommen, aber mehr wurde damals nicht draus.

Durch ein Telefonat, gut 10 Jahre später, habe ich die Anzeige wiederholt und auch per Video aufzeichnen lassen -> der Unterschied?, ich war nicht allein -> meine damalige Psychotherapeutin stand mir zur Seite und mein damaliger Partner. Die Sache kam ins rollen, alle die mir einfielen, nebst meinen Geschwistern, wurden geladen und gg. Ende März 2008 kam es zum ersten Prozesstag am Landgericht.

Leider wurde auch ich zu dem Termin geladen, trotz das meine Aussage per Video vorlag. Man wollte offensichtlich sehen, ob ich mich in Widersprüche hätte verstricken können; dem war nicht so. Mit etlichen Unterbrechungen verlief allein meine Vernehmung ca. 4 Stunden. Der Täter schwieg. Selbst die Presse war vor Ort und zerlegte mich in dem gebrachten Artikel als Lügnerin.

Das Urteil waren 3 Jahre 5 Monate Gefängnis. Der Täter, mein Stiefvater, ging in Berufung und wechselte noch den Anwalt; schlussendlich aber wurde das Urteil dann ca. Oktober 2008 rechtskräftig. Haftantritt war wohl wenige Tage darauf; genau war mir nicht bekannt. Ich erfuhr dann im April 2009 vom Tod meines Stiefvaters -> er hat sich im Gefängnis das Leben genommen. Für mich ein glasklares Schuldeingeständnis.

Meine Familie hat sich von mir abgewandt, niemand glaubt mir, bis heute wird mir das Leben schwer gemacht; bis heute kann ich mir nicht sicher sein. Für meine Mutti war ich Schuld an dem Tod ihres Mannes, ich habe ihr Leben zerstört und den Mann genommen. Aber sie hat sich NIE gefragt, wer mein Leben zerstört hat.

Noch heute zerreißt es mir mein Herz, weil ich mich im Grunde nach meiner Familie sehne. Ich habe noch 3 Geschwister, die sich einen Scheiß um mich scheren und das schmerzt. Meine Mutti wollte ich in all den Jahren zur Rede stellen, habe es aber nie geschafft nach Hause zu fahren und nun mache ich mir wieder Vorwürfe, weil die Chance vertan ist -> sie ist verstorben

Dieses Laster ist so schwer und ich wünschte ich könnte mit all dem Ballast besser umgehen, aber das kann ich nicht. Noch heute habe ich die Erinnerungen und Gefühle, die Ängste und die Schmerzen. Berufsunfähig bin ich vorrangig durch die psychischen Erkrankungen auch geworden.